Geschichte

corporatet identity

Chronik des "Laubengarten-Verein von 1913" e.V.  


Von H. Benzin (i.m.)  und H. Haak

 

 

Ursprünglich zum Schutz gegen Gemüsediebe versammelten sich 17 Barmbeker Schrebergärtner am 5. April 1913 im Lokal Harms am Teichweg und gründeten den

 

 

„Laubengarten-Verein Teichweg-Kielkamp 1913“.

Sie gaben sich Statuten, die der heutigen Satzung sehr gleichen.

Das Gelände des Vereins befand sich zwischen dem heutigen Alten Teichweg, der Krausestraße, bis hinunter zum Dulsberg Nord (Kielkamp).

Nachdem der Verein 1919 dieses Gelände wegen geplanten Wohnungsbaus räumen musste, wurde eine Koppel weiter oben am Alten Teichweg gepachtet, an der sogenannten Grenzkoppel (heute am Eulenkamp, bis hin zur Stephanstraße). Damals erhielt der Verein auch seinen jetzigen Namen:

Laubengarten-Verein von 1913 e. V.

Der monatliche Beitrag betrug zunächst 20 Pfg.  Er musste selbstverständlich später, der Zeit und den Aufgaben des Vereins entsprechend, erhöht werden.

Eine der ersten wichtigen Fragen war naturgemäß die Versorgung mit Wasser. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, dass man einmal, um die Bohrungskosten für die Wasserpumpen zu ersparen, einen 14 m tiefen Brunnen in gemeinschaftlicher Arbeit ausschachtet.

Nicht lange konnte sich der Verein einer friedlichen Entwicklung erfreuen. Denn der im August 1914 ausbrechende 1. Weltkrieg wirkte sich notwendigerweise auf das Vereinsleben sehr hemmend aus. Andererseits nahm die Schreberbewegung durch die Not der Zeit einen starken Auftrieb.

Interessant ist ein Rückblick auf die darauffolgende Inflationszeit mit ihren schwindenden Geldwerten. Wurde im Juni 1923 bei einem Vereinsfest die Musik noch mit 200.000 Mark bezahlt, so musste ein Mitglied im Oktober 1923 eine Buße von 8 Millionen Mark in die Vereinskasse zahlen, weil es seinen Hund frei auf der Koppel hatte herumlaufen lassen.

Gegen Ende der Inflationszeit musste vom Vorsitzenden die Bewilligung eines Extrabeitrages von 10 Milliarden Mark beantragt werden, da für das letzte in der Kasse befindliche Geld von einigen Milliarden Mark vom Kassierer 5 Schreibfedern angeschafft werden mussten.

Doch auch diese Zeit wurde überwunden.

Im Januar 1924 hatte der Verein 86.470 qm Gartenland in Pacht und bestand aus 91 Parzellen.

Jahre des Aufbaues kamen, die das rastlose Streben des Vereins dadurch krönten, dass uns 1924 der Ehrenpreis des Reichsverbandes der Kleingartenvereine Deutschlands sowie österreichische Ehrendiplome und 1925 sogar der Staatspreis der Freien und Hansestadt Hamburg für die schönste Kolonie Groß-Hamburgs zuerkannt wurden.

Aber wieder streckte die Großstadt ihre Hände aus. 1928 zog der Verein nach Wandsbek, auf unsere jetzige Kolonie, der damaligen Berner Straße (heute: Tilsiter Straße).

Es wurde später erzählt, dass das gerade erbaute Vereinshaus  - das kurz nach dem Wiederaufbau abbrannte - Balken um Balken von den Gartenfreunden singend die Berner Straße hinauf getragen wurde. Daraufhin war man in Hinschenfelde in aller Munde.

Kurioses fanden wir im Protokollbuch: Man überlegte in den kalten Winternächten 1949 sogar, eine Gasleitung auf das Vereinsgelände zu verlegen, dieses scheiterte aber an den immensen Kosten.  Die Mitgliederversammlung entschied daher, Familien, denen es nicht so gut ging, mit Feuerholz zu unterstützen.

Der 2. Weltkrieg und namentlich die Julinächte 1943 trafen die fast ausnahmslos in Hamburg wohnenden Mitglieder schwer. Von den 86 Mitgliedern mussten sich 67 Notunterkünfte auf ihren Parzellen bauen. 1945, im Rahmen der Entnazifizierung, wurde der amtierende Vorstand abgelöst. Otto Wiechel übernahm darauf hin, bis Mitte der Sechziger Jahre den Vorsitz des Laubengarten-Vereins. Zwischen 1946 und 1949 beteiligte sich der Laubengarten-Verein an der Schwedenspeisung, bei der viele Hinschenfelder Kinder täglich warme Mahlzeiten bekamen.

Der neue Vorstand schaffte es in unermüdlicher Kleinarbeit, den mustergültigen Schrebergeist wiederherzustellen. In musterhafter Gemeinschaftsarbeit wurde 1952 ein neues, massives Vereinshaus errichtet. Allwöchentlich trafen sich dort Mitglieder und Nachbarn aus Hinschenfelde zu fröhlichen und kulturellen Veranstaltungen. Theateraufführungen der „Niederdeutschen Bühne Süd-Holstein“ waren sehr beliebt. 1952 gewann der Laubengarten-Verein bei einem Wettbewerb der Hamburger Baubehörde die Wegbeleuchtung.

Leider fielen das Vereinshaus und 49 Parzellen 1959 der Erbauung der Wohnsiedlung Eydtkuhnenweg zum Opfer. Das Vereinshaus wurde auf Parzelle 69 umgesetzt, fiel dann aber 1966 endgültig der Sanierung zum Opfer. Es wurde erst aus Kosten-, später aus Platzgründen nicht wieder aufgebaut. Seit dem verbleiben 18240 m² Pachtland bei 38 Parzellen.

1988 feierte der Verein, unter Vorsitz von Achim Niedmers, sein 75-jähriges Bestehen. Hierzu waren auch Bundes- und Landespolitiker aller Parteien eingeladen, die vollmundig die Schreberbewegung lobten und versprachen, sich für ihren Bestand einzusetzen. Drei Jahre später, unter Horst Benzin jedoch fielen weitere sechs Parzellen Neubauten zum Opfer.

Der Verein verkleinerte sich abermals. Dieses Mal wichen 4 Parzellen dem Neubau der Ernst-Weiß-Stiftung. Der typische hartnäckige Wille der Laubengärtner war jedoch nicht gebrochen. 2004 planten und bauten die Mitglieder des Laubengarten-Vereins, unter Vorsitz von Harald Haak eine Abkippstation, um sich zeitgemäß den neuen Umweltbestimmungen anzupassen. In den Jahren darauf wurden, ebenfalls in Gemeinschaftsarbeit, in mehreren Abschnitten die teilweise schlecht begehbaren Vereinswege saniert.

Heute 2021, immer noch unter Vorsitz von Harald Haak, besteht der Laubengarten-Verein aus 32 Parzellen und hat  16.925 m² unter Pacht. 58 Mitglieder und sechs Fördermitglieder bilden den Verein. Das jüngste Mitglied ist  30 Jahre alt, das älteste Mitglied wurde gerade 89.

Damals ,wie heute waren es immer Wenige, die ehrenamtlich, mit viel Idealismus den Verein dahin führten, wo er heute steht, und dafür sind wir ihnen dankbar.
Der Verein hat sich in seinen Jahren der Zeit angepasst: Galt es damals, 1913, den täglichen Lebenserhalt mit frischem Obst und Gemüse zu sichern, dient er heute sämtlichen sozialen Aspekten. Eine neue Erfahrung machten wir mit der Corona-Krise. Nach fast zwei Jahren Lockout waren Kleingärten so begehrt wie nie und unsere Wartelisten füllte sich. Geschätzte 4 Jahre dauert es bei uns, dass eine Parzelle frei wird.

Aber eines zählt nach wie vor: Senioren nehmen weiterhin am alltäglichen Leben teil, immer mehr junge Familien verbringen mehr Zeit gemeinsam.

Alle Mitglieder unseres Vereines haben bis heute immer eines gemeinsam: Ihr Hobby Kleingarten.

 

Und so soll es auch bleiben!